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Chronik ab 1934

1934 – Die Bad Wörishofener sahen wohl manchmal gegen den Himmel wenn ein Flugzeug durch die Luft brummte, aber noch kein Wörishofer sah seine Heimat von oben. Ein paar junge Männer, Hans Thomsche, Spengler von Beruf, Willy Müller, Schreiner seines Zeichens, Hans Immerz, Bahnbeamter und ein Vierter, namentlich nicht mehr bekannt, haben eines Abends im Café Wittelsbach in eine Ecknische zusammengesetzt und darüber nachgedacht, wie man auch in Bad Wörishofen mit dem jungen Sport, der Segelfliegerei, beginnen könnte.  Von diesem Abend an sprang der Funke auf eine ganze Reihe junger Männer über, die mit dabei sein wollten eine Flugbewegung ins Leben zu rufen. Gleichgesinnte brauchten nicht erst geworben, sondern nur angesprochen zu werden. Noch im Sommer 1934 gründeten Dein Josef, Höb Hans, Huber Adolf, Immerz Hans, Kammik Ludwig, Kurdirektor Kirchgässner, Kreuzer Karl, Landmann Hans, Leuterer Hans, Linder Josef, Linder Michael, Müller Peter Paul, Müler Willy, Reitberger Franz, Satzger Franz, Specht Hermann, Thomsche Hans und Trautwein Ignatz den Segelfliegertrupp Bad Wörishofen, angegliedert an die Ortsgruppe Ottobeuren, die damals schon bestand. Dachorganisation war der Deutsche Luftsportverband (DLV).

Als Truppenvostand wählten sie aus ihrer Mitte den damaligen Kurdirektor Kirchgässner. Kaum war der Trupp gegründet, lag schon die Initiative und der Plan zum Bau einer Fliegerhalle vor.nArchitekt und Mitglied P. P. Müller hatte eine Halle konstruiert, die zwar einfach zu bauen war, aber heute noch dasteht, als wolle sie 100 Jahre überdauern. Diese Segelfliegerhalle, an der heutigen Kemptener Straße mit der Hausnummer 1 stehend, ist fortan zum Inbegriff in Bad Wörishofen geworden. Der Baugrund damals einsam auf weiter Flur an einem Feldweg, stellte die Gemeinde kostenlos zur Verfügung. Die Baumaterialien für die Halle stifteten zum größten Teil Bad Wörishofen Firmen als auch Firmen aus der näheren Umgebung.

Hervorgehoben werden darf die auch damals große Förderbereitschaft der Bad Wörishofer Bürger und deren Verständnis für den Segelflugsport. Noch im gleichen Jahr wurde, ebenfalls unter tatkräftiger Mitwirkung von Förderern der Hallenbau vollendet. Eine bravouröse Leistung. Kaum ein Dach über dem Kopf, begann unter fachmännischer Leitung von Willy Müller 1925 der Bau eines Schulgleiters vom Typ „Grunau“ – man nannte diesen Typ auch „Schädelspalter“, weil vor dem Pilotensitz und dem Kopf des Piloten eine senkrechte Holzstrebe angebracht war. 1936 konnte schon als zweites Flugzeug ein Schulgleiter „SG35 Zögling“ angeschafft werden. Die Schulgleiter standen wochentags aufgebaut in der Halle und an jedem Sonntag herrschte mit Anfangsschulung reger Flugbetrieb, je nach Windrichtung am Kirchdorfer Hügel oder Weichter Hand. Die Schulgleiter wurden mit sogenanntem Kuller von Hand zu Fuß zum Fluggelände transportiert. Gestartet wurde von oben des Hangs mit Gummiseil. Zur weiterführenden Schulung besuchten die Bad Wörishofer Ikarus-Jünger Segelflugschulen, zum Teil bis an der Ostsee. Aber nicht nur der praktische Segelflug wurde in Bad Wörishofen betrieben. Sehr aktiv engagierte sich eine den Fliegern angegliederte Modellbaugruppe. Modellbau war seinerzeit eine Vorstufe zum Segelflug. Schon zehnjährig fühlten sich die Buben als zukünftige Flieger und waren Stolz auf ihre selbstgebauten Flugmodelle.

1937 wurde der noch halbwegs zivile DLV (Deutscher Luftsport-Verband) – Fliegerei im Zuge der politischen Entwicklung in das NFSK (National-Sozialistische Flieger Korps) umfunktioniert. Die Jungflieger ab 14 Jahren, die fortan mehr und mehr den Flugbetrieb prägten, waren in der Flieger-HJ organisiert. Gott sei Dank war aber auch das NFSK keine verbrecherische NS-Organisation und die Flieger-HJ schon gleich gar nicht, wenn gleich mehr und mehr das Segelfliegen, vor allem während des Krieges, als vormilitärische Ausbildung angesehen wurde. 1939 wurde der Grunau 9-Gleiter ausgemustert und durch einen Schulgleiter SG38 ersetzt. Der Segelflug in Bad Wörishofen endete mit dem Kriegsende 1945. Die Wörishofer Schulgleiter wurden noch Monate vor Kriegsende zu anderen Segelfluggeländen hin abgezogen. Die Segelfliegerhalle diente in den letzten Kriegsmonaten als Auslagerungshalle des damalig hiesigen Militärflugplatzes.