Mit nur 10 Ligapiloten konnte der kleine Allgäuer Verein die 1. Segelflug Bundesliga gewinnen. Doch dass dazu viel mehr gehört, als ein motiviertes Pilotenteam, erklärt uns Vorstand Robert Schröder.
Hallo Robert, herzlichen Glückwunsch an dich und den ganzen Club zum Titelgewinn. Wie habt ihr das Ligajahr war genommen?
Vielen Dank für die Glückwünsche. Wir sind schon lange in der Bundesliga dabei, über 15 Jahre, und haben einige Höhen und Tiefen erlebt. Anfangs waren wir begeistert, aber mit jeder zusätzlichen Regel in der OLC Bundesliga, wurden unsere Chance geringer. Das hat unseren Antrieb deutlich gedämpft, und oft kämpften wir nur noch um den Klassenerhalt. Und selbst das gelang nicht immer. Die Motivation kam dann erst mit der neuen WeGlide Bundesliga und dem Wegfall der ganzen Reglementierungen zurück. Dieses Jahr waren unsere Chancen dann wirklich gut. Zum einen hat sich bei uns inzwischen die Mitgliederzahl und die Anzahl der Flugzeuge am Platz verdoppelt, zum anderen waren nur wenige Piloten auf Wettbewerben. Das Ligajahr selbst ist ein Marathon und die Motivation ist entscheidend. Gerade bei den letzten Runden braucht man das Glück, dass nicht alle im Urlaub sind.
Mit nur 10 Leuten so eine Leistung zu vollbringen ist sehr beachtlich und stellt ein großes Vorbild für viele kleinere Clubs dar. Wie organisiert ihr euch intern?
Auch wenn nur wenige Piloten in der Wertung erscheinen, darf es nicht darüber hinwegtäuschen, dass der gesamte Verein dahintersteht. Um vor allem den Ausbildungsbetrieb zu garantieren, haben wir bei uns eine Diensteinteilung für Fluglehrer, Windenfahrer und Startleiter. Damit steht samstags und sonntags der Flugbetrieb, die Voraussetzung für die Bundesliga. Während der Saison gibt es dann für alle in der Bundesligagruppe eine Wetterprognose mit einer Streckenflugempfehlung und dem Hinweis, welcher Tag der Bessere wird. Wichtig, da viele von uns nur an einen Tag pro Wochenende Zeit haben.
Waren die Rollen für Speed- und Streckenpunkte klar verteilt?
Nein. Obwohl wir wollten, mussten wir feststellen, dass wir uns diesen Luxus nicht leisten konnten. Dafür haben wir dann doch zu wenig Piloten. Jeder hat versucht in beiden Wertungen dabei zu sein, und deshalb deklarierten die meisten von uns an jedem Flugtag eine Strecke. Meist unterschiedlich, um das Risiko von Fehlern bei der Wahl der Wendepunkte zu minimieren und so möglichst große Chancen auf gute Ergebnisse zu haben. Rückblickend interessant, dass man mit älteren Vereinsflugzeugen (Clubklasse) und einem angemeldeten 300 km Dreieck fast immer in der Wertung gewesen wäre.
Wie beurteilt ihr das Wetter dieses Jahr?
In dieser Saison war das Wetter äußerst speziell und für uns eine große Herausforderung. Bis Ende Mai konnten wir uns noch über durchschnittliche Bedingungen freuen, wobei der Süden leichte Vorteile hatte. Doch dann kamen heftige Regenfälle, die zwei Wochenenden lang jeglichen Flugbetrieb, bis auf einen einzigen Motorseglerstart, lahmlegten. Das Grundwasser stieg auf Rekordniveau, und selbst jetzt, drei Monate später, ist auf manchen Feldern noch Wasser zu sehen. Diese extrem nassen Verhältnisse führten dazu, dass das Wetter für den Rest der Saison ungewöhnlich schwach war – etwas, das wir in dieser Form hier noch nicht erlebt haben. Verglichen mit den letzten Jahren, in denen uns öfter außergewöhnliche Wetterlagen zu großen Streckenflügen verholfen haben, war diese Saison deutlich herausfordernder. Was uns dennoch über Wasser gehalten hat, war die Schwäbische Alb, die weniger unter den Überschwemmungen litt, sowie die Alpen, die sich etwas später erholten. Auch die Klapptriebwerke waren wichtig um, trotz der oft schlechten Bedingungen am Platz, in der Liga konkurrenzfähig bleiben zu können.
Ist euer Startort in Bad Wörishofen als Vor- oder Nachteil zu bezeichnen? Ihr liegt an keiner Rennstrecke, könnt aber theoretisch auf zwei Wetterräume zugreifen (Alpen und Mittelgebirge). Hat euch das dieses Jahr geholfen?
Das ist nicht einfach zu beantworten. Es ist ja nicht nur eine Frage der Wetterlage, sondern auch mit welchem Aufwand man versucht die Nachteile zu kompensieren. Ein Nachteil ist sicher die im Alpenvorland später einsetzende Thermik, die dann leider auch wieder früher aufhört. In den meisten Jahren ist das für eine Speedwertung kein großes Hindernis, da wir sowohl die Schwäbische Alb, als auch die Alpen, im Segelflug gut erreichen können. Für große Streckenflüge brauchen wir aber einen verlagerten Abflugpunkt, der nur mit F-Schlepp oder mit Klapptriebwerk erreichbar ist. Klares Manko für die Streckenwertung, da das die wenigsten machen. Aber durch die Möglichkeit, auf zwei verschiedene Wetterräume zugreifen zu können, haben wir das über die Saison hinweg gut ausgleichen können. Die zuverlässigen Einstiegspunkte in die Alpen und die bewährte Routen nach Norden machen Bad Wörishofen insgesamt zu einem hervorragenden Ausgangspunkt. Auch in diesem Jahr hat uns das definitiv geholfen.
Konntet ihr mit dem Erfolg weitere Vereinsmitglieder für die Ligafliegerei begeistern?
Die Bundesliga war bei uns im Verein das ganze Jahr über ein großes Thema und hat viele Mitglieder neugierig gemacht. Das Interesse am Ligafliegen ist spürbar gewachsen, auch wenn der Schritt, selbst aktiv einzusteigen, für viele noch eine Herausforderung darstellt. Ich bin daher Simon und Kilian dankbar, dass sie immer wieder jemand im Doppelsitzer mitnehmen. Selbst wenn sie/er gar nicht selbst in der Liga fliegen möchte, ist es für jeden ein besonderes Erlebnis. Natürlich besteht die Gefahr, dass es durch das Zuschauen leichter wirkt, als es ist, aber wir sehen das als wichtigen ersten Schritt. Unser Ziel ist es, diese Erfahrungen zu nutzen, um die Begeisterung weiter anzufachen und mehr Mitglieder für die aktive Teilnahme zu gewinnen.
Welchen Tipp habt ihr für ähnlich kleine Vereine in den Regionalligen?
Die Bundesliga ist großartig, aber sie sollte nicht alles sein. Ausbildung, Kunstflug, Motorsegler, usw., kurz gesagt, alle anderen Flüge im Verein sind genauso wichtig. Unterstützt man alle anderen, bekommt man auch etwas zurück. Akzeptanz im Verein, das ist der erste Schritt. Darüber hinaus ist es wichtig, dass man auch an nicht so tollen Tagen ein Flugbetrieb zusammen bekommt. Wir halten zwar grundsätzlich nicht viel von Diensteinteilungen in anderen Bereichen, aber für den Flugbetrieb hat es sich bewährt. Alles andere entwickelt sich.
Wie feiert ihr euren Sieg?
Jeden Tag ein bisschen und alle zusammen mit einem großen Grillfest. Es ist wichtig, den Moment gemeinsam zu genießen und allen im Verein für die Unterstützung zu danken.
Ein glücklicher Verein vor dem Vereins Duo
Ligapilot Simon Schröder konnte auf dem Foto nicht anwesend sein, da er Deutschland auf der Weltmeisterschaft vertreten hat. Gratulation zum Vize Weltmeister.